Alles gegeben, bis zum Ende gekämpft. Doch am Ende standen sie wieder mit leeren Händen da. Der TV Korschenbroich hat sein Spiel beim ThSV Eisenach mit 27:30 (14:15) verloren. TVK-Trainer Jörn Ilper war nach der Partie in der Werner-Aßmann-Halle voll des Lobes für seine Spieler: „Aufopferungsvoll gespielt, überragend gekämpft, unser bestes Saisonspiel“.
Wie hoch die Leistung seiner Schützlinge tatsächlich zu bewerten ist, das wird erst klar, wenn man die Vorzeichen des Aufeinandertreffens mit dem thüringischen Traditionsverein betrachtet. Ohne die beiden Marquardt-Brüder, Robin Doetsch, Markus Breuer, Mathias Deppisch und Sebastian Bartmann war der TVK in Eisenach angetreten. Die Mannschaft stellte sich somit fast von alleine auf. Christoph Piske (rechts) und Marcel Görden (links) bekleideten die Flügel, Simon Breuer, Mathias Fuchs und Pasqual Tovornik (von links nach rechts) bildeten den Rückraum und der etatmäßige Halblinke Florian Korte rückte an den Kreis. Zwischen den Torpfosten stand Oliver Mayer. Auf der Auswechselbank saß mit Sven Bartmann noch ein weiterer Torhüter und Trainer Jörn Ilper, der seine Handballschuhe noch einmal aus dem Schrank geholt und sich ein Trikot übergestreift hatte.
Wenn es angesichts der bislang mageren Punktausbeute des TVK noch zusätzlicher Motivation bedurft hätte, lieferten die Eisenacher mit der unverständlicherweise abgelehnten Bitte um Spielverlegung den TVK-Akteuren einen weiteren Grund, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um den ersten Auswärtssieg der Saison zu kämpfen. Und auch wenn die Mittel, zumindest was das verfügbare Personal anging, beschränkt waren, so lieferten Simon Breuer & Co doch eine beeindruckende Leistung ab.
Vom Anwurf weg präsentierten sie sich dem in Bestbesetzung angetretenen ThSV ebenbürtig, übernahmen in der 8. Minute sogar die Führung (4:3, Tovornik). Zwar drehte Eisenach in Person von Nick Heinemann das Spiel wieder (7:8, 17.), verbissen kämpfte der TVK aber darum, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Weiter als bis auf zwei Treffer zogen die Hausherren nicht davon, mit dem Pausenpfiff erzielte Marcel Görden vom Siebenmeterpunkt sogar wieder den Anschlusstreffer zum 14:15 aus TVK-Sicht.
Den Beginn der zweiten Halbzeit prägten vor allem die beiden Torhüter. Hatte Radek Musil im Eisenacher Gehäuse in Durchgang eins noch bei der Anzahl der Paraden im Duell mit Oliver Mayer die Nase vorn gehabt, bestätigte der Keeper des TVK in der zweiten Halbzeit, seine bestechende Form aus den letzten Partien. Auf jede Parade Musils folgte unmittelbar eine von Mayer, das Spiel wogte hin und her. Weil aber Oli Mayer mit zunehmender Spieldauer das Duell der beiden Torhüter mehr und mehr für sich entschied, gelang es seinen Vorderleuten den zwischenzeitlichen Vorsprung von drei Treffern (18:15, 37.) bis zur 42. Minute zu egalisieren (20:20, Fuchs).
Eine gute Viertelstunde vor dem Ende war der Ausgang der Begegnung wieder völlig offen, auch weil die Gastgeber sich während der gesamten Partie gegen die gute 4:2-Abwehr des TVK sehr schwer taten und sich im Angriff vor allem auf ihren Linksaußen Adrian Wöhler verlassen mussten (13 Treffer). Marcel Gördens Siebenmetertor zum 24:23 (49.) ließ Spieler und Fans des ThSV mächtig um die wahrscheinlich als leicht zu holenden eingestuften Punkte zittern. Simon Breuer (25:23, 51.) erhöhte den Puls bei Adalsteinn Eyolfsson weiter. Zwei schnelle Treffer in Serie von Benjamin Trautvetter sorgten dann aber für einen erneut ausgeglichenen Spielstand (25:25, 52.) und ein erneuter Doppelschlag durch Adrian Wöhler brachte den TVK wenig später auf die Verliererstraße (26:27, 57.). Zwar gelang Christoph Piske noch einmal der Ausgleich (27:27, 57.), weil dies aber der letzte Korschenbroicher Treffer an diesem Abend blieb, die Thüringer aber noch drei Mal erfolgreich waren, musste sich der TV Korschenbroich letztlich mit 27:30 geschlagen geben.
Betrachtet man nur die nackten Zahlen, mag der 7. Spieltag der Saison 2011/2012 für den TVK nur eine weitere knappe Niederlage mit sich gebracht haben. Bei genauerem Hinsehen aber wird deutlich, wie hoch der Mannschaft dieses Ergebnis anzurechnen ist. Bis auf zwei kleine Ausnahmen – Sven Bartmann kam für zwei Siebenmeter ins Tor, Trainer Jörn Ilper ersetzte für zwei Angriffe Pasqual Tovornik, der dazu angehalten wurde, sein blutbeflecktes Trikot zu wechseln – spielte der TVK über 60 Minuten mit den gleichen sieben Spielern, ohne dabei an Tempo oder Durchsetzungsvermögen zu verlieren. Variable Positionswechsel im Angriff und eine hervorragend eingestellte Deckungsformation mit dem erneut starken Oliver Mayer dahinter bereiteten den gastgebenden Eisenachern aber mehr Kopfzerbrechen, als ihnen lieb sein konnte.
Dennoch bleibt der Punktezähler für den TVK auch nach sieben absolvierten Partien bei nur zweien auf der Habenseite stehen, weshalb Trainer Jörn Ilper dem Spiel gegen den SV Post Schwerin (Samstag, 22.10., 19.30) in der heimischen Waldsporthalle „Endspielcharakter“ beimisst.