Die österreichischen Medien überschlagen sich derzeit. Statt über Skisport wird auf den Titelseiten nur noch über die Handball-EM berichtet. Und mittendrin ist TVK-Keeper Thomas Bauer, der sich trotz des Terminstresses wieder Zeit genommen hat,seine Erlebnisse zu schildern. Diese ganz persönlichen Eindrücke zeigen, wie sehr sich unser "Ösi" mit dem TVK identifiziert. Weiterhin viel Glück, lieber Thomas und nachträglich die besten Wünsche zu Deinem gestrigen 24. Geburtstag.
Liebe TVK-Fans,diese Zeilen gehen an Euch und an alle, die uns Österreichern die Daumen gedrückt haben!
Es hat sich gelohnt: Für all die Arbeit, die wir Spieler, die Trainer, Physiotherapeuten und Betreuer rund um unsere Nationalmannschaft geleistet haben, sind wir nacheinem 60-minütigen Spektakel belohnt worden.ZuBeginn sah es ganz nach einer Blamage aus. DieSerben, angeführt von den Weltstars Momir Ilic vom THW Kiel und Dejan Peric gingen mit 4:0 in Front, schienen uns förmlich zu überlaufen.
Ich bekam in der 17. Minute die Chance, dem Spielverlauf eine andere Richtung zu geben und konnte erstmals in dieser EMzeigen, was ich in den letzten Monaten beim TVK gelernt habe. Am Anfang habe ich gleich die ersten Bälle gehalten und die Halle stand Kopf. Viktor Szilagyi, „Conny“ Wilczynski undRobert Webermachten die Dinger vorne rein und brachten uns Mitte der zweiten Halbzeit in Führung.
Im6 000 Mann starken Hexenkessel in Linz zogen wir mit bis zu sieben Toren davon und konnten souverän als Sieger vom Parkett gehen. Es war unglaublich, in welchen Rausch wir uns gespielt haben – das kannte ich sonst nur von einigen Heimspielen in der Waldsporthalle. Nach dem Spiel wurde ich von der EHF zum „Player of the Match“gewählt und hatte einen langen, beschwerlichen Gang durch den Medientunnel vor mir.
Eine Stunde nach dem Abpfiff, als sämtliche Pressetermine, Interviews und Autogrammwünsche erfüllt waren, landete ich in der Kabine und hatte Zeit, den unglaublichen Erfolg zu realisieren.
Für ein Land wie Deutschland, das in nahezu allen Sportarten auf Weltspitzenniveau vertreten ist, mag es schwer nachvollziehbar sein, sich einer bloßen Hauptrundenteilnahme zu erfreuen. Für unser kleines Land Österreich haben wir Handballgeschichte geschrieben. Der Online Ticketservice brach 15 Minuten nach Spielende zusammen, das Handy zeigte Nachrichten an und sämtliche Internet-Community Plattformen sind überfüllt mit Glückwünschen wildfremder Leute, mit denen wir gemeinsam ein kleines Wunder vollbracht haben.
Dennoch ist unsere "Mission" noch nicht beendet. Wir stehen in der Hauptrunde den Teams aus Norwegen, Kroatien und Russland gegenüber und kämpfen heute um den Einzug ins Semifinale.
Unser Motto: Sag niemals nie…!
Beste Grüße aus Wien,
Euer Ösi