In einem Monat steht das erste Meisterschaftsspiel auf dem Programm: Der TVK wird am 31. August bei der HSG Hanau in die neue Saison. Markus Hausdorf führte mit den beiden Geschäftsführern Jan Wolf und Klaus Weyerbrock das Sommerinterview.
Jan, Klaus – Anfang September beginnt die neue Saison für den TV Korschenbroich. Konntet ihr die Akkus für die Herausforderung „3. Liga“ beide bereits auftanken? Wie und wo habt ihr Euren Urlaub verbracht?
Jan Wolf: Im Grunde geht bei mir die Arbeit mit Abschluss einer Saison ohne Pause weiter. Unter anderem müssen einige Sponsorenverträge noch finalisiert, der Dauerkarten-Verkauf organisiert werden. Nicht zuletzt geht es dann noch darum, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir auch in der Pause als Verein präsent bleiben. Hier haben wir durch Markus Hausdorf natürlich eine unheimlich wertvolle Unterstützung. Im Urlaub gönne ich mir dann aber doch eine Pause von meinem Beruf und auch von den TVK-Themen. Wir sind bereits zum vierten Mal auf einem sehr schönen Bauernhof in Österreich, wo wir eine tolle Kombination vieler Freizeitaktivitäten haben und auch eine sehr familiäre Atmosphäre genießen. Unsere Kinder fühlen sich dort unheimlich wohl. Das ist auch schon sehr viel Wert.
Klaus Weyerbrock: Normalerweise gibt es hinsichtlich der sportlichen Aufgaben nach Beendigung der Saison ab Mitte Mai eine längere Pause. Der Kader steht dann ja bereits seit vielen Wochen und auch der Vorbereitungsplan ist terminiert und mit Inhalten und Terminen gefüllt. Zeitaufwendig ist in dieser Zeit nur der Trikot- und Teamwearbestellprozess, da das Design und die Logos mit den Sponsoren abgestimmt werden müssen. Diesmal kam jedoch das Thema 3. Liga als Neuland auf uns zu. Somit standen bereits ab Mitte Juni einige neue Dinge wie die anstehenden 10 Bustouren und die Hallenabnahme auf Drittligatauglichkeit auf der ToDo-Liste. Ich habe mit meiner Frau Ende Mai bis Mitte Juni am Gardasee und direkt anschließend an der Adria unseren Sommerurlaub verbracht, zu dem auch Kinder und Enkelkinder nachgereist sind.
Blicken wir noch einmal zurück: Erst im Endspurt konnte sich der TVK am vorletzten Spieltag den Aufstieg in die 3. Liga realisieren. Wie nervenaufreibend war das Aufstiegsrennen aus Sicht der beiden Geschäftsführer?
Jan Wolf: Die Aufstiegssaison war insgesamt ziemlich anstrengend. Wir hatten einen Trainerwechsel und bis Ende Januar auch ein ziemliches Auf und Ab. Die beiden Heimniederlagen im Januar gegen Dormagen und Remscheid waren ein kräftiger Dämpfer und auch im Hinblick auf die Kaderplanung nicht hilfreich. Die Mannschaft hat sich dann aber toll entwickelt und ist dann auch zurecht aufgestiegen. Hier möchte ich auch noch einmal Dirk loben. Er hat stets die Ruhe behalten und seine Linie verfolgt. Ich denke, dadurch hat die Mannschaft zunehmend Selbstvertrauen gewonnen. Ein wenig Glück braucht man natürlich auch, aber das haben sich alle dann auch verdient. Am Ende war ich einfach erleichtert, dass wir es im dritten Anlauf endlich geschafft haben.
Klaus Weyerbrock: Es war zu Beginn der Saison auf Grund des durchgeführten Trainerwechsels sehr stressig und ab dann mit Dirk sehr aufregend, ob wieder Ruhe in die Mannschaft einkehrt und das Ziel Aufstieg erreicht wird. Durch die diesmal sehr ausgeglichene Liga waren es spannende Monate, bis die Meisterschaft nach dem vorletzten Spieltag endlich feststand und sich Erleichterung und große Freude breit machen konnte.
Die Kaderplanung zur neuen Saison war sicherlich auch herausfordernd, denn es gab nach dem Aufstieg einen Umbruch. Was waren die besonderen Herausforderungen und wie zufrieden bist du, Klaus, am Ende?
Klaus Weyerbrock: Die Kaderplanungen waren wie immer auch diesmal im Februar mit Ausnahme einer Position bzw. Spielers fast abgeschlossen. In den zurückliegenden 5 Jahren habe ich die Mannschaft allerdings höchstens auf 2-3 Positionen geändert. Diesmal mussten aus verschiedenen Gründen gleich 7 Positionen neu besetzt werden, was einen erheblich höheren Zeitaufwand hinsichtlich Recherchen, Telefonaten, Vorortterminen und Vertragsgesprächen mit sich gebracht hat. Wenn wir von größeren und damit längeren Verletzungen unserer Leistungsträger verschont bleiben, ist der neue Kader sicherlich stark genug um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.
Dass Dirk Wolf den Verein zum Saisonende verlassen würde, stand frühzeitig fest. Und genauso frühzeitig stand Frank Berblinger als neuer Trainer fest. Wie konnte Frank dich am Ende überzeugen, Klaus?
Klaus Weyerbrock: Kurz nach dem Trainerwechsel zu Dirk, der von vorneherein sich ja nur bis zum Ende der Saison bereit erklärt hatte einzuspringen, musste ich mir bereits Gedanken darüber machen, wer die Mannschaft ligaunabhängig in der Saison 2024/25 trainieren könnte. An Hand des Anforderungsprofiles habe ich Gespräche mit mehreren Trainern geführt und letztendlich hat Frank auf Grund seiner Persönlichkeit, seiner überzeugenden Arbeit in den letzten 4 Jahren beim TSV Bonn und seiner Vita als Spieler überzeugt.
Der TVK spielt in der 3. Liga Süd-West. Neben Derby gegen Krefeld und Aldekerk warten auch zahlreiche Fahrten zu Teams in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Welche Herausforderungen muss sich der TVK stellen?
Jan Wolf: Ich denke, es wird für alle erstmal eine Umstellung sein. Aber wenn ich sehe, mit welcher Hingabe die Jungs z.B. beim Athletiktraining dabei sind, bin ich guter Dinge. Alle Spieler des alten Kaders wollten diese Herausforderung, die Neuen kennen unsere Ziele. Ich bin sicher, dass die Mannschaft die Herausforderungen gut annehmen werden.
Jan und Klaus, ein besonderes Highlight wartet auf den TVK beim Gastspiel in Krefeld: Dann wird man in der großen YAYLA-Arena spielen. In den vergangenen zwei Jahren zog das Duell gegen den TV Aldekerk jeweils mehr als 7.000 Zuschauer in die Krefelder Arena… Wie groß ist die Vorfreude auf ein solches Highlight und welche positiven Effekte kann der TVK aus diesem Derby vor einer großen Kulisse für sich ziehen?
Jan Wolf: Das Spiel ist aktuell noch sehr weit weg und wir haben mit der HSG auch noch gar nicht über Details gesprochen. Aber natürlich wird das ein Highlight werden. Wir haben die Möglichkeit, uns einem breiteren Publikum zu präsentieren und darüber hinaus auch als Verein noch einmal enger zusammenzurücken. Denn schon unser Auswärtsspiel im Januar 2023 in Ratingen hat gezeigt, dass der TVK in der Lage ist, viele Zuschauer zu mobilisieren, die sonst eher sporadisch zu den Spielen kommen. Wir werden uns ganz sicher zu gegebener Zeit intensive Gedanken machen, wie wir das Spiel auch in unserem Umfeld so platzieren, dass wir mit einer starken Fangemeinde nach Krefeld fahren.
Klaus Weyerbrock: Ich war mit dem Geschäftsführer der HSG Krefeld André Schicks sehr schnell einig, dass wir das Heimspiel tauschen, um in der Yayla Arena das Spiel austragen zu können. Noch haben wir uns aber nicht mit diesem Spiel befasst, das ja erst Mitte Februar 2025 ausgetragen wird. Ich bin mir sicher, dass wir unsere Fangemeinde mobilisieren können und mit einer großen Präsenz optisch und akustisch in der Halle in Erscheinung treten werden.
Kommen wir mal zu den Herausforderungen: Was erwartet ihr in der 3. Liga finanziell gegenüber der Regionalliga?
Jan Wolf: Wesentliche Änderungen sind die erheblich steigenden Reisekosten und die Kosten für den Spielbetrieb, wie Schiedsrichter und Sekretäre. Das ist auch der Grund, warum wir die Eintrittspreise anheben mussten und auch noch einmal einen kleinen Schritt bei unseren Wertmarken-Chips machen müssen. Vom Kader her, haben wir schon seit Jahren Verträge für beide Ligen abgeschlossen, sodass hier für die kommende Saison keine Zusatzkosten gegenüber dem Etatansatz anfallen. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir im Rahmen unserer Budgetplanung ohnehin eine Steigerung des Sportetats vorgesehen hatten, unabhängig vom Szenario 3. Liga.
Mit Dorint ist ein langjähriger Partner zum Ende der Spielzeit 2023/2024 ausgestiegen. Welche Auswirkungen hat dies?
Jan Wolf: Zunächst einmal muss man sagen, dass wir stolz sein dürfen, dass die Dorint-Gruppe uns insgesamt 11 Jahre unterstützt hat und erheblich dazu beigetragen hat, dass wir durch zum Teil sehr schwierige Zeiten gekommen sind. Dass der Ausstieg dann irgendwann kommt, war uns eigentlich immer klar und hatten wir alle zwei Jahre bei der Finanzplanung für die neue Saison stets im Hinterkopf. Entsprechend haben wir uns vorbereitet. Ich kann aber sagen, dass wir in den letzten Wochen und Monaten die entstandene Lücke vollständig schließen konnten, sogar noch etwas besser dastehen. Hier gilt vor allem ein Dank an die Bestandssponsoren, die sich bereit erklärt haben, ihr Engagement zu erweitern. Das ist auch für die folgenden Jahre ein wichtiger Schritt, in denen wir weiterwachsen wollen, um uns fest in der 3. Liga zu etablieren.
Die Dauerkarten sind ein Renner. Wie schätzt ihr den bisherigen Dauerkartenabsatz ein?
Jan Wolf: Äußerst positiv! Wir haben in den vergangenen Jahren stets Zuwächse von 5-10% im Absatz gehabt. Jetzt sind es +50%. Das übertrifft alle Erwartungen und ist auch eine extra Motivation für die neue Saison.
Zur neuen Saison werden alle Spiele des TVK, also auch die Heimspiele, gestreamt. Was bedeutet das für den Verein?
Jan Wolf: Zunächst einmal Neuland. Wir sind aber glücklicherweise durch die guten Strukturen, die wir ohnehin haben, schon in einer ordentlichen Ausgangslage. Markus Käufer und Thomas Block sind ein über Jahre eingespieltes Technikteam, das diese Neuerung sehr gut umsetzen kann und wird. Wir werden auch ein gutes Moderatorenteam haben, dass zu uns passt. Für den Verein bedeutet das noch einmal eine neue Möglichkeit, sich zu präsentieren. Für unsere treuen Fans, die nicht zu den Auswärtsspielen reisen können, bietet sich eine tolle Möglichkeit, unsere Spiele am Bildschirm zu verfolgen.
Nach dem Abstieg aus der 3. Liga ist nach sechs Jahren endlich die Rückkehr geglückt. Wo soll der Weg des TVK langfristig hinführen?
Jan Wolf: Wir haben intern die TOP-75 in Deutschland als Langfristziel definiert. Das entspricht im Grunde einem einstelligen Tabellenplatz in der 3. Liga. Wir sind überzeugt, dass diese Zielsetzung zu den Möglichkeiten des TVK passt und auch langfristig finanzierbar ist. Ob das aber in zwei, drei oder fünf Jahren der Fall sein wird, ist dabei gar nicht so wichtig. Denn entscheidend ist letztendlich die finanzielle Basis, die wir natürlich weiterentwickeln möchten.
Welche Herausforderungen habt ihr schon jetzt für den TVK im Blick?
Klaus Weyerbrock: Wir liegen mit unseren finanziellen Mitteln und dem Trainingsaufwand ganz erheblich hinter den Mannschaften wie Krefeld, Hanau, Saarlouis, Leutershausen und Longerich. Orientieren müssen wir uns an den 5 – 6 Teams, die die dritte Liga mit ähnlichen Rahmenbedingungen wie wir bestreiten. Als Drittligist werden wir zukünftig aber sicherlich attraktiver für Spieler aus der Region. Durch den Sprung in die dritte Liga besteht zudem zukünftig auch die Möglichkeit talentierte Spieler mit Zweitspielrecht von einem benachbarten Zweitligisten zu verpflichten. Wir betreten damit aber Neuland und die regionalen Liga-Konkurrenten haben einen Vorsprung, da sie schon länger diesbezüglich mit Bayer Dormagen, TuSEM Essen und dem Bergischen HC kooperieren.
Was uns natürlich fehlt, ist ein leistungsorientierter Unterbau um talentierte A-Jugendliche oder Spieler aus der 2. Mannschaft intensiver zu integrieren. Dass die C-Mädels den Sprung in die höchste Liga im Verband geschafft haben, ist klasse. Das aber nur eine Jugendteam sich für eine überregionale Liga qualifiziert hat, kann nicht unser Anspruch sein. Seit zweieinhalb Jahren fehlt uns jedoch durch den Wegfall des Hallensportzentrums (Nutzung als Flüchtlingsunterkunft) fast die Hälfte der Trainingskapazitäten, wodurch wir in der Entwicklung der Handballabteilung leider sehr stark ausgebremst werden.
Jan Wolf: Wir kommen mit dem Aufstieg auf ein merkbar höheres Level in allen Bereichen. In der Regionalliga haben viele Vereine zu uns heraufgeschaut, in der 3. Liga sind wir eher einer von vielen. Neben einer stetigen wirtschaftlichen Entwicklung, brauchen wir, wie Klaus schon erwähnte, mittel- bis langfristig einen viel stärkeren Unterbau. Das ist auch keine Frage der finanziellen Mittel, denn die sind grundsätzlich vorhanden. Leider bremst uns die fehlende Infrastruktur erheblich ein. Das ist sehr schade, denn mit dem vor zwei Jahren vorgestellten Jugendkonzept „Gemeinsam hoch 5“ als Leitlinie haben wir eine sehr gute Grundlage und auch schon den einen oder anderen Fortschritt erzielt.
Darüber hinaus denke ich, dass wir uns in den Gremien des TVK noch viel stärker Gedanken machen müssen, wie der TVK in 5 oder 10 Jahren aufgestellt sein soll. Die 1. Herren ist sicherlich am präsentesten. Dahinter steht aber ein über 1.000 Mitglieder starker Verein, auf den auch stetig mehr Anforderungen zukommen, und in dem auch viel passiert. Wir müssen schauen, wie wir uns so aufstellen, dass wir auch weiterhin attraktiv bleiben, für unsere Mitglieder und für Personen, die wir ehrenamtlich für die notwendigen Ämter gewinnen möchten. Dazu gehört auch eine stärkere Positionierung im lokalen und regionalen Umfeld.
Zum Abschluss noch eine Frage an Euch beide, Jan und Klaus. Wie groß ist Eure Vorfreude auf das erste Saisonspiel und ganz besondere auf das erste Heimspiel der Spielzeit 2024/2025?
Jan Wolf: Wir haben im Grunde mit Gründung der UG als Träger der 1. Herren konsequent darauf hingearbeitet und sind Ende April endlich belohnt worden. Insofern ist die Vorfreude riesig!
Klaus Weyerbrock: Als wir unsere Tätigkeiten nach dem Abstieg und Neugründung vor 6 Jahren aufgenommen haben, war die Rückkehr in die 3. Liga das Ziel. Demzufolge ist die Vorfreude auf diese Saison und natürlich auf das erste Heimspiel sehr groß.