Dr. Rolf Brack ist in seiner fünften Saison Trainer der HBW Balingen-Weilstetten und seit 23 Jahren mit seinen Mannschaften (früher VfL Pfullingen, SG Stuttgart-Scharnhausen) in der Bundesliga vertreten. Der 55-jährige Sport-Wissenschaftler, der hauptberuflich als Privatdozent an der Uni Stuttgart arbeitet, trifft am Mittwoch (Anwurf: 19.30 Uhr) mit seiner Mannschaft in der 2. Runde des DHB-Pokals beim TV Korschenbroich an.
Dr. Brack, wie wichtig ist der Pokal-Wettbewerb und das Weiterkommen in Korschenbroich für Sie?
„Einerseits ist der DHB-Pokal nicht so wichtig für uns wie die Meisterschaft und der Klassenverbleib in der Bundesliga. Und eine Mannschaft wie wir hat sowieso keine realistische Chance, sich bis ins Final-Four-Turnier durchzukämpfen. Andererseits gilt es vor allem, durch ein Ausscheiden bei einem Zweitligisten zusätzliche selbstzweifel bei den Spielern zu vermeiden. Wir haben unsere ersten drei Ligaspiele knapp verloren, da kommt sowieso schon Frustration auf.“
Wie haben Sie sich vorbereitet?
„Die Vorbereitung ist sicherlich nicht optimal: Aus wirtschaftlichen Gründen können wir erst am Spieltag anreisen, und den ganzen Tag vor dem Spiel im Bus zu verbringen ist bestimmt nicht leistungsfördernd. Das war einfach Pech bei der Auslosung, dass wir die weiteste Fahrt von allen erwischt haben. Ansonsten haben wir uns seriös wie immer vorbereitet, da ich unseren Gegner sehr stark einschätze. Schon auf dem Rückweg von unserem Spiel in Melsungen Samstagabend habe ich mir die Videos von den Korschenbroicher Spielen gegen Essen und in Bittenfeld angeguckt.“
Und welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
„Alle werde ich sicher nicht vorab verraten. Aber: man sieht, dass in der Mannschaft eine unglaubliche Euphorie herrscht, sie spielen Handball mit Leidenschaft. Mein Kollege Khalid Khan hat tolle Arbeit geleistet, in seinem Team erkenne ich viel von uns wieder: Tempospiel, Kampf, Emotionalität und taktische Finessen, das ist beim TVK wie beim HBW. Er hat sicher schon etwas gegen unsere 3-2-1-Abwehr einstudiert, da er sich immer etwas einfallen lässt. Zudem hat Korschenbroich einfach gute Spieler: David Breuer beispielsweise könnte ohne Probleme in der Bundesliga mithalten.“
Ihr Rezept, um in die 3. Runde einzuziehen?
„In der Bundesliga ist es uns oft gelungen, durch Emotionalität und Kraft Spiele zu gewinnen. In diesem Jahr haben wir das wegen eines geringen Qualitätsunterschieds und einiger Verletzungsprobleme nicht geschafft, wir haben derzeit einfach nicht die Breite, um unser Spiel auf hohem Niveau durchzuhalten. Daher müssen wir eher auf Tempowechsel setzen, vernünftiger spielen, vielleicht ‚overpaced‘ ja Korschenbroich in seiner Euphorie. Wir dürfen jedenfalls nicht über unsere Kräfteverhältnisse leben.“
Wie sieht die personelle Stuation beim HBW aus?
„Rock Feliho fehlt noch verletzt, dazu ist Felix König nicht dabei, er ist als Schüler kurz vor dem Abitur, da ist ein, oder durch die späte Rückkehr am Donnerstagmorgen eigentlich sogar zwei, freie Tage nicht drin. Dafür ist Markus Wagesreiter wieder dabei.“
Vielen Dank für das Gespräch und ich wünsche uns allen ein schönes Spiel.