Alles für den Handball: Ein Leben im (Un-) Ruhestand
Wenn dieser Titel zu vergeben wäre, stünde er auf der Liste für den „Mister TVK“ ziemlich weit oben. Peter Nilgen weiß vermutlich auch gar nicht mehr, wie ein (Sportler-) Leben ohne den Handball und den TV Korschenbroich aussehen sollte. Mit elf ging es los und erst mit 40 war Schluss – nach einer langen Karriere in der ersten (bis einschließlich Oberliga, die damals 3. Liga war), zweiten und dritten Mannschaft. Auch Jahre als Jugendtrainer, Jugendwart und Handball-Abteilungsleiter stehen im Lebenslauf des 67-Jährigen, der von sich selbst sagt, dass er sich heute im „Ruhestand“ befindet. Das wiederum ist höchstens die halbe Wahrheit, weil Peter Nilgen vor rund zwei Jahren erneut einen Posten mit viel Verantwortung übernahm: Er ist (ehrenamtlich) der Geschäftsführer der Turnverein Korschenbroich 1900 UG, der wirtschaftlichen Trägergesellschaft für die erste Mannschaft – also jenes Gremiums, das die Basis für die Erfolge des Teams legt, mit dem Trainer Dirk Wolf zumindest mittelfristig die Rückkehr in die 3. Liga anstrebt. Im Interview spricht der gebürtige Korschenbroicher über den Stand der Dinge im Handball in seiner Stadt, über die abgebrochene vergangene Saison, die seiner Ansicht nach die Note 2 verdient, und die kommende Serie. Besonders imponieren ihm die Einstellung der Mannschaft und die Atmosphäre in der Waldsporthalle.
Sie sind ursprünglich Verfahrenstechniker und waren anschließend lange als Versicherungskaufmann tätig. Sind Sie deshalb ein eher vorsichtiger Typ?
Ich bin nicht vorsichtig, wäge aber die Risiken finanziell und menschlich sozial ab.
Die Planungen sind ja zurzeit für die allermeisten Vereine schwierig. Führt das am Ende zu Einschränkungen?
Das ist aus heutiger Sicht noch nicht abzusehen. Sollte es ab der neuen Saison zu Spielabsagen oder Geisterspielen kommen, wird es sehr schwierig. Ansonsten sind die Personalplanungen für die kommende Saison abgeschlossen.
Wie kommt der TVK mit der Situation zurecht, halten die Sponsoren dem Verein die Stange?
Bisher ist von Sponsorenseite noch nichts Negatives gekommen. Wir hoffen, dass dies auch für die nahe Zukunft so bleibt.
Rein sportlich hat die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf mit Rang drei ihr offiziell ausgegebenes Saisonziel voll erfüllt. Wie bewerten Sie das Ergebnis, welche Schulnote würden Sie ihm geben?
Das Ergebnis entspricht voll unseren Erwartungen. Ich denke, dass die Mannschaft dies auch bis zum Saisonende – wenn wir gespielt hätten – so durchgezogen hätte. Ich gebe die Note 2.
Was hat Ihnen an der Mannschaft besonders gut gefallen, was zeichnet sie aus?
Sie gibt nie auf und kämpft bis zum Letzten, selbst wenn es am Schluss eine Niederlage gibt. Es ist eine intakte Mannschaft aus Jung und Alt, die sich außerdem auch stark mit dem Verein identifiziert.
Wo könnte sie noch ein bisschen mehr aus sich herausholen? Auswärts?
Klar, auswärts fehlt manchmal etwas. Aber ich sehe eine positive Entwicklung auch in Richtung Cleverness.
Was jeder Funktionär des TVK beantworten muss: Falls Sie unabhängig von den Finanzen einen beliebigen Wunschspieler in die Waldsporthalle aus der großen Handball-Welt holen dürften, wer wäre das?
Mikkel Hansen.
Stichpunkt Waldsporthalle: Was macht die besondere Atmosphäre bei Heimspielen des TVK aus?
Unsere Fancrew, unsere Fans durch alle Altersklassen. Vor und nach dem Spiel der Meinungsaustausch bei einem schönen Bier, Wein oder sonstigen Getränk. Unser Stadionsprecher „The Voice“ und seine Vertreter.
Ist die Mannschaft in der kommenden Saison bereit für den Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga?
Ich denke schon, aber – wie gesagt – sie ist noch sehr jung.
Was denken Sie, wenn Sie den Blick auf einen Konkurrenten wie die SG Ratingen richten, die sich zur kommenden Saison wieder mit prominenten Ex-Profis verstärkt hat?
Dieses Konstrukt funktioniert nur, wenn sie es schaffen, als Mannschaft aufzutreten und nicht als Individualisten. Es wird sicher spannend zu sehen sein, ob die neu zusammengestellte Mannschaft diesen Zusammenhalt herstellen kann. Vom Papier her, sind die Ratinger sicherlich Favorit auf den Aufstieg.
Was setzt der TVK dem entgegen?
Mannschaftsgeist, Zusammenhalt, ein tolles Publikum und einen ungebrochenen Kampfgeist.
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wo steht der Korschenbroicher Handball in zehn Jahren?
Ich hoffe, gut oben in der 3. Liga.
Und was macht dann der Handball-Verrückte Peter Nilgen?
Wenn ich gesund bleibe, werde ich die Mannschaft als Zuschauer unterstützen, und ich hoffe, dass ich bis dahin einen guten Nachfolger gefunden habe.