Vier Jahre lang war Dirk Wolf Coach des TV Korschenbroich. Beim Gastspiel bei der HG Remscheid saß der 54-Jährige zum letzten Mal beim hand.ball.herz.-Team auf der Bank. Markus Hausdorf sprach mit Dirk Wolf über seine Zeit beim TVK und wie er seine Zeit künftig nutzen will.
Dirk, die Saison 2021/2022 ist seit einigen Tagen für den TV Korschenbroich beendet. Wie geht es dir nach dieser besonderen Saison?
Dirk Wolf: Nach einer langen Saison ist man immer froh, wenn die Spielzeit beendet ist und man etwas runterfahren und die Pause genießen kann. Aber diese Saison war ab Januar unglaublich anstrengend. Die vielen Nachholspiele und die vielen Verletzungen waren herausfordernd. Für mich als Trainer war die Trainingssteuerung alles andere als einfach. Ebenso war es schwer den Fokus hochzuhalten.
Für dich ist nicht nur die Saison zu Ende, sondern du hast dich nach vier Jahren beim TVK auch dazu entschlossen dein Engagement zu beenden. Welche Pläne stehen nun für dich kurzfristig an und wie wirst du die frei gewordene Zeit künftig nutzen?
Dirk Wolf: Im Moment fühlt es sich für mich so an wie in jedem Jahr, in dem eine Saison abgeschlossen wurde. Aber ich habe mir vorgenommen künftig meine Abende und auch die Wochenenden mehr zu nutzen. Entspannen und spontan entscheiden zu können, was ich mache, gehören zu den Dingen, auf die ich mich sehr freue. Ich habe ein Wohnmobil, mit dem ich gemeinsam mit meiner Frau viel unterwegs sein möchte. Hier steht schon kurzfristig eine Tour an die Ostsee mit dem Besuch meines Sohnes Tom beim Bundesligaspiel zwischen dem THW Kiel und dem TuS N-Lübbecke an. Zudem habe ich auch das Rennrad wieder für mich entdeckt.
Blicken wir einmal zurück: Nach dem Abstieg aus der 3. Liga bist du zur Saison 2018/2019 zum TVK zurückgekehrt. Wie hast du den Anfang deiner Arbeit in Erinnerung?
Dirk Wolf: Als ich dem Verein damals meine Zusage gegeben habe, stand der Vorstand noch nicht fest und es musste eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Hier muss ich einfach Klaus Weyerbrock hervorheben. Klaus hat großartige Arbeit im Hintergrund gemacht und sich als Sportlicher Leiter um alles gekümmert hat. Es hat von Beginn an viel, viel Spaß gemacht. Auch wenn wir zu Beginn mit einem sehr kleinen Kader starten mussten.
Innerhalb von vier Jahren ist es dir gelungen, eine Spitzenmannschaft in der Nordrheinliga zu entwickeln. Wie blickst du auf die vier Jahre zurück?
Dirk Wolf: Mein Ziel war der Aufstieg. Die Rückkehr in die 3. Liga haben wir leider nicht geschafft. In den ersten drei Jahren waren wir vor allem dank unserer Deckung im Zusammenspiel mit den Torhütern top. Dies haben wir in der abgelaufenen Saison nur bis Weihnachten geschafft. Ab Januar haben wir enorm viel Gegentreffer bekommen. Vielleicht hätten wir besser abgeschnitten, wenn wir auch ab Januar bis zum Saisonende so stark in der Defensive gespielt hätten.
Die Spielzeit 2021/2022 war – obwohl sie beendet wurde – erneut von Corona geprägt. Was waren für dich die größten Herausforderungen?
Dirk Wolf: Die Hinrunde war gut zu spielen, wir hatten keinerlei Spielausfälle. Dies änderte sich dann ab Januar. Viele Spiele wurden kurzfristig abgesagt und mussten verlegt werden. Von Spieltag zu Spieltag wurden die Herausforderungen immer größer, um die Nachholspiele abzustimmen. So mussten viele Spiele unter der Woche nachgeholt werden. Und zudem gab es aufgrund der hohen Belastung viele verletzungsbedingte Ausfälle. So eine Situation gab es noch nie.
Wie zufrieden bist du in dieser Saison mit dem Abschneiden auf dem 3. Platz in dieser Saison der Nordrheinliga?
Dirk Wolf: Wir haben das Ziel, was wir uns vor der Saison gesteckt haben, erreicht. Wir sind in den Top 3 der Nordrheinliga gelandet. Damit können wir zufrieden. Vielleicht wäre auch noch mehr drin gewesen, wenn wir ab Januar auch weiterhin unsere Defensivstärke auf dem Feld gezeigt hätten. Aber ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft, wie man diese Saison absolviert hat.
Was sind deine absoluten Highlights, die dir aus den vier Jahren in Erinnerung geblieben?
Dirk Wolf: Die vier Jahre haben unfassbar viel Spaß gemacht. Da sind so unfassbar viele schöne Momente dabei. Ich denke an viele enge Spiele, die wir für uns entschieden haben. Aber mir fällt gerade das Spiel gegen Dinslaken aus der ersten Saison ein. In der Spielzeit 18/19 konnten wir am letzten Spieltag Dinslaken klar besiegen. Erst einen Tag später stand dann die Meisterschaft für Dinslaken fest.
Welche bitteren Momente gab es in deiner Amtszeit?
Dirk Wolf: Die beiden Spiele in Aldekerk und Ratingen zum Ende der abgelaufenen Saison war in der Deutlichkeit schon bitter. Man kann beide Spiele verlieren, keine Frage. Aber gerade in Aldekerk haben wir uns dann zum Schluss der Begegnung auch aufgegeben. Es war das erste Mal in meiner Amtszeit in Korschenbroich.
Die hast immer und immer wieder die Stimmung in der Waldsporthalle und die tollen TVK-Fans hervorgehoben: Was macht die Atmosphäre so besonders und was gefällt dir an den Anhängern besonders gut?
Dirk Wolf: Die Waldsporthalle zählt für mich persönlich zu schönsten Hallen. Die Stimmung ist schon immer sehr, sehr positiv und einzigartig. Der Fanklub ist immer da, auch auswärts. Er garantiert für eine tolle Unterstützung.
Wird man dich in den verschiedenen Hallen und natürlich auch in der Waldsporthalle als Zuschauer wiedersehen?
Dirk Wolf: Natürlich. Ich liebe den Handballsport und werde nicht komplett von der Bildfläche verschwinden. Natürlich werde ich auch in der Waldsporthalle zu Gast sein, schließlich möchte ich Mats spielen sehen. Aber auch die Spiele meines Sohnes Tom in der Bundesliga möchte ich spielen sehen. Die eine oder andere Halle in der 1. & 2. Bundesliga steht noch auf meinem Plan, wo ich unbedingt ein Spiel sehen möchte.
Hängst du die Schuhe an den Nagel oder kannst du dir eine Rückkehr zu einem Verein – vielleicht auch in anderer Funktion – vorstellen oder hältst du das aktuell für ausgeschlossen?
Dirk Wolf: Ich war jetzt 23 Jahre Trainer am Stück und habe mich zum Aufhören entschieden. Aber ausschließen möchte ich nichts, denn insgesamt bin ich als Spieler und Trainer 40 Jahre lang im Handball aktiv. Und sowas legt man nicht einfach ab.
Was wirst du machen, wenn der TVK in die Saisonvorbereitung startet?
Dirk Wolf: Urlaub. Und auch zum Saisonstart werde ich definitiv im Urlaub sein.
Zur neuen Saison tritt Gilbert Lansen deine Nachfolge an. Wie siehst du den TVK für die neue Saison aufgestellt?
Dirk Wolf: Der TVK bekommt neue und vor allem auch gute Spieler dazu, der Stamm bleibt. Allerdings brechen mit Max Jäger, Philip Schneider und Sascha Wistuba sehr erfahrene Kräfte weg. Neue Führungsspieler müssen sich finden. Zudem wäre es sicherlich wichtig, dass man noch einen 14. / 15. Spieler verpflichten kann, damit man richtig gut aufgestellt ist.
Vielen Dank für deine Zeit und die vier tollen Jahre mit dir als Coach des TVK!