TSV Bonn rrh. – TV Korschenbroich 23:23 (10:10). Diese Frage werden sie sich beim TV Korschenbroich an diesem Samstagabend vielleicht gestellt haben: War das Glas letztlich halb voll oder halb leer? Auf der einen Seite wäre die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf in der spannenden Endphase um ein Haar erneut in einem Auswärtsspiel leer ausgegangen. Auf der anderen bringt sie das Unentschieden im Kampf um die vorderen Plätze nicht richtig von der Stelle. Wolf entschied sich ohne großes Zögern klar für die positivere Variante: „Wir haben in einem sehr abwechslungsreichen und vom Kampf betonten Spiel einen Punkt geholt. Damit muss man in Bonn mal einverstanden sein.“ Zum Sprung zurück auf den zweiten Platz reichte das Unentschieden allerdings nicht an einem Spieltag, der wegen einiger Absagen (bedingt durch den Corona-Virus) nur ein reduziertes Regionalliga-Programm bot. Der TVK, der in dieser Saison den fünften Rang aus der vergangenen Saison verbessern will, liegt mit 21:15 Punkten weiter auf Rang drei hinter dem klar führenden TuS 82 Opladen (29:7) und der diesmal unfreiwillig pausierenden SG Langenfeld (21:13). Dicht hinter Korschenbroich folgen der BTB Aachen und der TV Rheinbach (beide 20:14), die ebenfalls nicht im Einsatz waren.
Vornehmlich in der ersten Viertelstunde boten beide Seiten offensiv nur fade Schonkost. Angesichts herausragender Abwehrreihen und erstklassiger Keeper auf beiden Seiten fielen lediglich sechs Treffer – 3:3 (16.). Die Partie fand mit wechselnden Führungen über die gesamten 60 Minuten auf Augenhöhe statt, aber der TVK musste meistens hinterherlaufen. Übers 13:15 (44.) und 16:16 (47.) gelangen Korschenbroich drei Führungen – 18:17 (50.), 19:18 (51.), 20:19 (53.). Bonn sorgte mit dem 22:21 und 23:21 (57.) innerhalb von einer knappen Minute für die nächste Wende, ehe Rechtsaußen Sascha Wistuba (58.) und TVK-Regisseur Mats Wolf (59.) den 23:23-Endstand herstellten.
Beide Trainer waren sich anschließend weitgehend einig in ihrer Beurteilung des Geschehens. „Ich denke, das Ergebnis ist gerecht“, fand Bonns Coach David Röhrig, „beide hatten sehr gute Torhüter und eine gute Abwehrleistung, waren aber im Angriff auch ein bisschen zu wenig zielstrebig. Wir sind angesichts unserer personellen Probleme total zufrieden mit dem Resultat, obwohl am Ende vielleicht mehr drin war.“ Großen Widerspruch erntete er vom Kollegen Wolf nicht, der seiner Mannschaft bescheinigte, durchaus fürs restliche Saisondrittel auf dem richtigen Weg zu sein – nicht zuletzt deshalb, weil sie Moral bewies, als Moral gefordert war: „Teilweise haben wir das auch sehr clever gespielt.“ Zur Hektik gegen Ende mit einigen durch die Schiedsrichter verhängten Zeitstrafen mochte keiner der Herren besonders lange Stellung beziehen. Röhrig wählte fast diplomatische Worte: „Ich glaube, es ist immer schön, wenn es um den Sport geht – und nicht, wenn sich einzelne Personen in den Vordergrund drängen müssen, um sich zu profilieren. Das war ein bisschen schade.“ Und Dirk Wolf hätte das vermutlich blind unterschrieben.
TSV Bonn rrh.: Euchner, Meissenburg, Rieder – Krohn, Palmen (2), S. Röhrig (3/2), Benninghoff-Lühl (5/2), Fischer (7), Terehov (2), Maeser, Struif (4), Rohloff.
TV Korschenbroich: Jäger, Krüger – Wistuba (5), Dicks, Jennes, Brinkhues (2), Zidorn (4), M. Wolf (3), Kauwetter (3), Biskamp (5/3), Schneider (1).
Bildhinweis: David Biskamp; aufgenommen von Sven Frank