TuS 82 Opladen – TV Korschenbroich 34:26 (17:14). Trainer Dirk Wolf brauchte nach der Schluss-Sirene zuerst ein bisschen Abstand. Er fand auch im Gang zu den Kabinen in der Bielerthalle einen stillen Winkel, um über alles nachzudenken. Passiert war tatsächlich eine Menge. Ein wesentlicher Punkt: Normalerweise kann keiner mehr dran vorbei, dass der Tabellenführer TuS 82 Opladen spätestens jetzt der Top-Favorit für den Aufstieg in die 3. Liga ist – und der TVK eben damit in dieser Saison doch nichts zu tun hat. Wer soll es denn werden – wenn nicht der Spitzenreiter (27:5 Zähler), der jetzt praktisch acht Zähler besser liegt als Korschenbroich? Nach dem 23:22 aus der Hinrunde hat die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt auch den direkten Vergleich mit dem TVK (20:12) auf seiner Seite, der am Ende der Saison über die Platzierung zweier punktgleicher Mannschaften entscheidet. Dass die Gäste zumindest vorübergehend nur noch Dritter hinter dem BTB Aachen sind (20:10), konnten sie noch mit am besten verschmerzen. Ansonsten mussten sie sich wegen allgemeiner Chancenlosigkeit immer wieder fragen, wie die Bielerthalle an diesem Freitagabend zur Bielerthölle werden konnte.
Den Auftakt gestaltete Korschenbroich durchaus vielversprechend, weil es das Opladener Tempospiel weitgehend kontrollierte – 6:4 (9.), 8:6 (14.), 9:7 (17.). Dirk Wolf konnte draußen bis zum 13:12 (24.) davon ausgehen, dass seine Mannschaft wenigstens auf Augenhöhe unterwegs sein würde. Dann passierten jene Szenen, die fortan typisch waren – und mittendrin stand ausgerechnet Steffen Brinkhues, der später mit sieben Treffern der erfolgreichste Werfer der Korschenbroicher war und die Rote Karte sah (50.). Beim Stande von 13:13 (25.) verwarf Brinkhues zunächst, ehe er im Gegenzug einen Siebenmeter verursachte und dafür zusätzlich eine Zeitstrafe kassierte. Birger Dittmer trat für den TuS 82 an und verwandelte sicher zum 14:13 – der ersten Führung der Opladener, die allmählich immer mehr Gefallen an der Partie fanden.
Korschenbroich schien sich nach dem 14:17 aus der ersten Halbzeit einiges vorgenommen zu haben, kam aber nie für eine Wende in Frage, weil die Fehlerquote zeitweise eine unglaubliche Höhe erreichte. Bis zum 19:22 (38.) von Mats Wolf wäre vielleicht eine Begrenzung des Schadens drin gewesen – mehr nicht. Das Muster wiederholte sich: Opladen behielt den Überblick und zeigte immer wieder viel Spielwitz, während der TVK permanent stolperte und folgenschwere Fehl-Entscheidungen in Hülle und Fülle traf. Das nutzte der TuS 82 im Stil einer Spitzenmannschaft konsequent aus – 27:21 (45.), 29:22 (50.). Selbst die Korschenbroicher Treffer zum 23:29 (53.) und 24:29 (54.) lösten nicht mal den Anflug von Hektik aus und auf der Zielgerade wurde es wieder richtig deutlich.
TVK-Coach Dirk Wolf zeigte sich sofort als fairer Verlierer und wollte auch nichts beschönigen. „Die erste Halbzeit war noch ganz gut. Später war klar erkennbar, was uns noch fehlt. Opladen hat schon eine sehr gute Qualität in der Mannschaft. Wir sind in der zweiten Hälfte überrollt worden.“ Er hätte es so ausdrücken können: Der zweite Durchgang bot einen Klassen-Unterschied. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass der TuS 82 beinahe jederzeit einen Wechsel vornehmen konnte, ohne dass ein Qualitätsverlust entstanden wäre – während bei den Korschenbroichern nicht wirklich alle Rädchen griffen. Wolf hatte vor einigen Wochen, als der TVK mitten in der Hinrunde auf einem Höhenflug war, bereits geahnt: Das ist eine Moment-Aufnahme, wir sind noch nicht so weit. Es war eine jener Erkenntnisse im stillen Winkel in der Bielerthalle, dass er mit seiner Prophezeiung richtig lag. Vermutlich hätte sich Wolf lieber gründlich geirrt.
TuS 82 Opladen: Fuchs, Prützel – Rachow (1), J. Sonnenberg (2), Ellmann (1), Taymaz, Dittmer (8/1), Barwitzki (6/4), Göddertz (6), Jagieniak (2), M. Sonnenberg (6), Rinke (2), Gremmelspacher.
TV Korschenbroich: Jäger, Krüger – Wistuba (1), Dicks, Jennes (1), Brinkhues (7), Zidorn (4), Wolf (4), Kauwetter, Biskamp (6/3), Schneider (2), Franz (1).
Bildhinweis: Steffen Brinkhues (beim Wurf) und Philipp Schneider (Nr. 43); aufgenommen von Michael Jäger