Jörg Pohlenz bleibt Physio der ersten Mannschaft des TVK

Joerg Pohlenz

Unser Physiotherapeut Jörg Pohlenz hat sich mit Klaus Weyerbrock auf eine weitere Zusammenarbeit über die Saison hinaus verständigt. „Das Jörg uns nicht wie ursprünglich geplant nur für ein Jahr als Physio unterstützt, sondern weitermacht, ist klasse. Die Chemie zu den Spielern stimmt und das nicht nur im medizinischen Bereich“, sagt der sportliche Leiter. Auch Trainer Dirk Wolf freut sich auf die weitere Zusammenarbeit:„Super das Jörg weiterhin dem TVK und somit der 1. Mannschaft erhalten bleibt. Er macht seit Jahren einen tollen Job, die Spieler fühlen sich bei ihm gut behandelt und aufgehoben.“

Aufgrund seines großen Einsatzes haben wir ihn in seiner Praxis in Korschenbroich besucht und mit ihm ein Interview geführt. Jörg ist waschechter Korschenbroicher und bereits seit 30 Jahren im Verein. Im Interview hat er uns erzählt, wie es damals zum Engagement kam und warum er sich für mindestens eine weitere Saison beim TVK entschieden hat.

Frage: Hallo Jörg! Schön, dass du dir die Zeit nimmst. Erzähl doch mal, wie du überhaupt damals zum TV Korschenbroich gekommen bist.

Jörg: Also das ist eine ganz kuriose Geschichte. Das war 1989, schon echt lange her. Ich war beruflich schon ziemlich ausgereizt. Ich habe ein Davies Cup-Team betreut und war im Eishockey bei der Düsseldorfer EG aktiv. Da kam dann der TV Korschenbroich auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht auch die Handballer in der Oberliga betreuen konnte. Damals hatte ich erst einmal abgelehnt, das war mir nicht lukrativ genug, auch wegen des Arbeitsaufwandes. Ich bin dann aber doch mal zum Training gefahren und hab mir das angeschaut. Zwei der Spieler haben mich dann im Fernsehen beim Davies Cup gesehen. Zu der Zeit bin ich damals auch nach Korschenbroich gezogen. Als ich dann mit dem Möbelauto vor dem Haus einparken wollte, stand die gesamte Mannschaft vom TV Korschenbroich vor der Tür und wollte mir beim Umzug helfen. „Wenn du uns hilfst, helfen wir dir natürlich auch“ hat man mir gesagt. Daraus ist dann letztlich so eine Freundschaft endstanden, dass ich diesen Job jetzt seit 30 Jahren mache, das freut mich im Nachhinein natürlich ganz besonders. Es war dann weniger nur noch meine Arbeit, viel mehr eine Herzensangelegenheit.

Frage: Du machst das jetzt schon so lange, hast dich vor der Saison auch weiterhin klar dazu bekannt. Jetzt habt ihr euch auf mindestens eine weitere Saison geeinigt?

Jörg: Ich habe vor der Saison mit Dirk Wolf und Klaus Weyerbrock gesprochen. Mir wurde das zwischendurch etwas viel mit der ersten Mannschaft, deshalb hatte ich die letzten Jahre in der zweiten Mannschaft gearbeitet. Ich habe mich dann dazu bereit erklärt, dieses Jahr erst einmal wieder in der ersten Mannschaft zu helfen. Ich hab dann gesagt, dass wir keine zwei Jahre machen, sondern lieber erst von Jahr zu Jahr schauen. Daraus ist wohl ein Missverständnis geworden, mir war relativ schnell klar, dass ich auch länger als dieses eine Jahr die Mannschaft unterstützen möchte.

Frage: Wie ist dir das denn so schnell klar geworden?

Jörg: Es hat einfach alles gepasst. Das ist eine super Truppe, die Jungs sind wirklich toll und nicht nur auf der Platte eine starke Einheit. Ich verstehe mich mit dem gesamten Team sehr gut und es macht einfach nur Spaß bei den Jungs zu sein. Ich fühle mich auch eher als Teil der Mannschaft und weniger als Teil des Trainerteams. Dadurch, dass ich mit vielen Jungs so viel Zeit verbringe, in der die Trainer und Betreuer nicht dabei sind, haben wir auch ab und an eigene kleine Geheimnisse die ich natürlich nicht ausplaudern darf (lacht).

Frage: Empfindest du dieses Team anders, als die Mannschaften beim TVK, die du vorher betreut hast?

Jörg: Ja. Es ist in diesem Jahr etwas entstanden, was ich in den ganzen 30 Jahren noch nicht hatte. Ich hatte nicht ein einziges Mal eine derartig enge Zusammenarbeit zum Beispiel mit dem Mannschaftsarzt (Anmerkung der Redaktion: ZBO – Zentrum für biologische Orthopädie & Sportmedizin, Orthopädische Gemeinschaftspraxis Dres. Schneider – Peters; Dr. med. Friedbert Schneider) und der Therapie. Wenn ein Spieler etwas hat, kommt er am selben Tag noch zum Arzt, wir bekommen sofort Rückmeldungen. Wir haben immer Ärzte aus dem Umfeld gehabt, die uns unterstützen oder geholfen haben, aber es war nie so sensationell wie in diesem Jahr. Dann sieht man das junge Team, man sieht den Erfolg, den Trainer, das motiviert unwahrscheinlich, sich selber noch einmal dahinter zu klemmen und Einsatz zu zeigen.

Frage: In diesem Jahr hast du aber auch leider etwas viel zu tun, oder?

Jörg: Ja, das schon. Aber wenn man sieht, wie schnell die Jungs wieder zurück kommen. Das ist einfach ein Ergebnis dieser intensiven Zusammenarbeit. Wenn sich jemand einen Finger bricht, dann bricht er sich eben den Finger, das braucht dann seine Zeit, bis er wieder spielen kann. Wenn man die Muskelverletzungen sieht oder die Schulterverletzung von Nicolai Zidorn, da sind die Spieler relativ schnell wieder einsatzbereit. Das hat dann mit der Nachbehandlung zu tun und die funktioniert momentan hervorragend.

Frage: Also leistest du richtig gute Arbeit?

Jörg: Das sollen andere bewerten, das möchte ich so gar nicht sagen. Teilweise sind ja auch private Therapeuten der Spieler noch involviert. Da sind allerdings die Absprachen sehr gut und das hilft mir als Betreuer der Mannschaft dann sehr weiter. Das hatten wir bisher eben nicht.

Frage: Du bist ja jetzt nicht nur der physiotherapeutische Betreuer der Mannschaft, sondern auch mit ganz viel Herzblut dabei. Wie bewertest du die Entwicklung der Mannschaft?

Jörg: Das muss man natürlich von mehreren Seiten betrachten. Wenn man in der dritten Liga spielt und viele Spieler verliert, dann ist so ein Abstieg nicht immer zu vermeiden. Ich denke sogar, dass der Abstieg sinnvoll war, weil wir jetzt die Chance haben uns neu zu formieren. Wir können uns jetzt in Ruhe finden, junge Spieler ran holen und eine Einheit bilden und dann wieder angreifen. Ich bin da sehr guter Dinge für die kommende Saison, dass wir mindestens die momentane Leistung, die ja wirklich gut ist, halten können und vielleicht sogar etwas weiter oben mitspielen können.

Frage: Du hast in deiner beruflichen Laufbahn ja auch schon andere Sportarten betreut. Was schätzt du eigentlich am Handball so, dass du jetzt so lange mit dabei bist?

Jörg: Es wird ja öfters gefragt, was in den 30 Jahren die größten Erfolge waren. Viele nennen dann das Spiel gegen Kiel, gegen die beste Mannschaft der Welt. Ich sehe das aber anders. Natürlich war dieses Spiel ein Traum, aber man muss auch mal sehen, dass wir uns den Weg zu diesem Spiel erarbeitet haben. Da fand ich das Spiel zuvor gegen Melsungen viel wichtiger. Wir mussten einen Bundesligisten schlagen, um erst die Möglichkeit zu bekommen, gegen Kiel zu spielen. Wir haben also hier in der Waldsporthalle gegen Melsungen gespielt und mussten zwei Mal in die Verlängerung, bevor wir 35:34 gewonnen haben. Was hier in der Halle los war, ist unbeschreiblich. Aber es gibt auch andere Seiten, wie zum Beispiel im Jahr 2000. Unser Stammtorhüter hatte sich privat schwer verletzt, als er einem Freund bei der Gartenarbeit half. Wir hatten am selben Tag ein Spiel, bei dem er dann nicht dabei war, natürlich fragten wir uns, was passiert ist. Der Torwart hat an diesem Tag seinen Arm verloren und das ist tragisch genug. Aber wie die Mannschaft in der Folge damit umgegangen ist und wie dieser Junge sich anschließend noch entwickelt hat und zu ganz großen Leistungen in diesem Sport in der Lage ist, da kann ich nur den Hut ziehen. Er hat damals noch mit uns in der 3.Liga gespielt und das hat die Mannschaft richtig zusammen geschweißt. Sowas sind für mich die Höhepunkte meiner Arbeit und auch die Gründe, warum ich den Handball so liebe. Die prägen und lassen mich nicht mehr los.

Frage: Siehst du da den Handball in einem anderen Licht als andere Sportarten?

Jörg: Absolut. Der Handball ist noch ein richtig ehrlicher Sport. Hier hat man keine Prominenz oder VIPs auf der Platte. Das sind Kumpeltypen, richtig liebe Kerle, die sich nach dem Spiel noch mit dir auf ein Getränk an die Theke stellen. Man bleibt Mensch, ich denke da können sich andere Sportarten noch einige Scheiben abschneiden.
Frage: Du bist ja auch ein richtiger Korschenbroicher jetzt geworden, wie sieht es denn zukünftig aus?
Jörg: Ich bin mega stolz einem derartig tollen Verein anzugehören, der als Dorfverein betitelt wird, aber sich ohne Probleme in der dritten oder vierten Liga halten kann. Ohne Fusionen oder Finanzspritzen. Da macht man einfach einen richtig guten Job und da möchte ich auch ein Kompliment an die Führungsetage aussprechen. Man möchte nicht mit Gewalt etwas erzwingen, sondern baut sich eine stabile Grundlage.

Frage: …und für dich persönlich im Verein?

Jörg: Momentan fühle ich mich richtig gut, solange ich mich körperlich in der Lage fühle diese Tätigkeit auszuüben, werde ich das auch mit bestem Gewissen tun. Natürlich macht man sich Gedanken über das Alter und die Gesundheit. Irgendwann kommt die Zeit, wo es vielleicht nicht mehr geht. Für diesen Tag möchte ich auch vorsorgen und bemühe mich junge Leute zu finden, die wir einbauen können, das ist auch mit Klaus und Dirk so abgesprochen. Nachwuchs sozusagen, dem ich alles erklären und zeigen kann und dem ich mit bestem Gewissen die Mannschaft überreichen kann. Zwei oder drei Jahre kann ich mir aber durchaus noch vorstellen, mindestens (lacht).

Vielen Dank Jörg Pohlenz für deinen Einsatz und dein beispielloses Engagement. Wir sind froh, dass ein derart sympathischer Kerl wie du es bist seit 30 Jahren Teil unseres Vereins bist!

zurück zur Übersicht