Interview mit Kapitän Mathias Deppisch

Die Mannschaft des TVK weilte während der Pfingsttage zur traditionellen Mannschaftsfahrt auf Mallorca. Kurz vor der Abreise sprach die TVK-Presseabteilung mit Kapitän Mathias Deppisch u.a. über die abgelaufene Saison, die Neuzugänge und das "Projekt 2020".

Der TV Korschenbroich musste nach dem Rückzug von Wermelskirchen am letzten Spieltag zusehen, belegte in der Endabrechnung Platz 7 in der 3. Liga West. Bist du mit dieser Platzierung zufrieden?

"Platz sieben ist grundsätzlich zufriedenstellend. Viel entscheidender ist für mich die Entwicklung der Mannschaft: Wir haben uns im Laufe der Saison sinnvoll verstärkt und – ganz wichtig – unsere finanziellen Möglichkeiten dabei jederzeit im Auge behalten. Zu Beginn der Saison war der Kader aus wirtschaftlichen Gründen sehr übersichtlich, aber Spieler und Trainer haben das Beste daraus gemacht und auch deshalb für positive Stimmung bei Fans und Sponsoren gesorgt."

Aus den letzten acht Spielen habt ihr 14:2 Punkte eingefahren. Welche Gründe siehst du für diese positive Serie und den unglaublichen Ehrgeiz der Mannschaft?

Ronny Rogawska

"Unser Trainer Ronny Rogawska hat dazu entscheidend beigetragen. Er ist ein Spaßvogel, der uns auch Freiheiten gibt. Aber: Ronny vertritt selbst eine professionelle Einstellung und fordert diese von uns Spielern ein. Das hat sich bezahlt gemacht. Ganz klar haben wir durch die Neuzugänge Rommelfanger, Savonis und Gelbke an Qualität gewonnen."

Zum Schluss hatte man auch das Gefühl, dass Mannschaft, Umfeld und Fans zu einer echten Einheit geworden sind.

"Das stimmt. Wenn Spieler wie Christoph Gelbke sagen, das sei der Grund beim TVK zu spielen, dann ist das mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Wir haben nach dem letzten Zweitligajahr die Kurve bekommen und völlig zu Recht einen äußerst positiven Ruf in der Region."

Der TV Korschenbroich wurde von vielen Spielern als sehr familiär bezeichnet. Dies schreiben sich viele Klubs auf die Fahne, wieso wird es aber in Korschenbroich tatsächlich gelebt?

"Weil es hier unglaublich viele Leute gibt, die ihre Freizeit, ihre Energie und wenn es sein muss ihr letztes Hemd für den TVK geben. Das spürt man und ist viel wert. Der Unterschied zu anderen Vereinen ist, dass es überwiegend Leute sind, die durchaus noch andere Interessen in ihrem Leben haben. Sich dennoch so für den Handball beim TVK zu engagieren, ist daher eine Besonderheit."

Wie siehst du den TV Korschenbroich in der kommenden Saison aufgestellt. Mit Tom Wolf, Paul Keutmann, Nicolai Zidorn sowie Max Zimmermann kommen vier neue, junge Spieler, fünf Akteure verlassen den TVK aber auch.

"Es wird immer so sein, dass Spieler kommen und gehen. Zu jedem Wechsel gehört immer eine Geschichte im Hintergrund, über die umfassend nur sehr wenige Menschen Bescheid wissen. Insofern sind Beurteilungen von Externen oft polemisch. Persönlich kann ich sagen, dass mich der Weggang von Björn Marquardt sehr getroffen hat. Die Qualitäten eines Spielers sind nicht nur an Toren zu messen und daher denke ich,dass Björn uns sehr fehlen wird.
Auf die neuen Spieler freue ich mich. Wenn sie bereit sind, sich in die Mannschaft zu integrieren und diszipliniert an sich arbeiten, gibt es für sie kaum eine bessere Konstellation als beim TVK."

Wie siehst du die Arbeit von Ronny Rogawska als Coach und Kai Faltin als Manager?

"Ich schätze die Arbeit von beiden sehr, wobei die Zusammenarbeit mit Ronny in den letzten Monaten deutlich intensiver war. Ich bemühe mich, im Interesse des Gesamtprojekts Ronny und Kai, aber auch Dr. Peter Irmen als Geschäftsführer, kritische Hinweise zu geben. Wir führen da einen sehr offenen Dialog."

Wie siehst du die gesamte Situation in der 3. Liga, wenn man sieht, dass der TVK mit einem kleinen Kader in die Saison gestartet ist, um zu konsolidieren, und andere Vereine sich scheinbar erneut finanziell übernommen haben?

Ich denke, jeder klar denkende Mensch hat dazu die gleiche Meinung. Leider denken nicht immer alle Menschen klar. Das wird auch immer so bleiben. Das Problem ist das der fehlenden Sanktionierung. ART Düseldorf hat die ganze Sache auf den Punkt gebracht und trifft den richtigen Ton."

Der Neusser HV hat am Samstag den Aufstieg in die 3. Liga perfekt gemacht. Damit kann sich der TV Korschenbroich auf ein weiteres Derby in der kommenden Saison freuen…

"Ja, das hat mich gefreut. Derbys kann es gar nicht genug geben. Glückwunsch nach Neuss!"

Du selbst bist auch Jugendkoordinator beim TVK, hast vor einigen Wochen das "Projekt 2020" vorgestellt. Was sind die zentralen Inhalte?

"Die grundsätzliche Feststellung war, dass eine große Diskrepanz zwischen dem sportlichen Niveau der Jugendabteilung und dem der 1. Herren besteht. Aus meiner Sicht ist das für die Handballabteilung auf lange Sicht kontraproduktiv. Daher möchten wir gemeinsam mit vielen begeisterungsfähigen und engagierten Menschen beim TVK im Jugendbereich leistungsorientierter arbeiten."

Der TV Korschenbroich will die Zusammenarbeit mit den Schulen intensiveren. Was genau ist hier geplant?

"Wir haben bereits diverse Projekte angeschoben, sind schon in diesem Schuljahr in der Maternus und Andreas Grundschule aktiv. Die Nachfrage hier ist extrem hoch und zeigt: Die Kinder in Korschenbroich wollen Handball spielen! Wir müssen ihnen nur eine Perspektive bieten. Nach den Sommerferien wollen wir in den weiterführenden Schulen gezielt Talente für den Leistungsbereich fördern. Vorab werden wir mehrere tausende Kinder an insgesamt zehn Schulen in Korschenbroich und Grevenbroich sichten. Herr Josef Zanders vom Rhein-Kreis-Neuss leistet hier ausgezeichnete Arbeit für dieses innovative und interkommunale Projekt, bei dem auch die außersportliche Karriere gefördert werden soll."

TVK_Projekt2020_Mannschaft

Welche Rolle spielt das Drittliga-Team des TVK im "Projekt 2020"?

Meine Meinung hierzu ist ganz klar: Ohne Drittliga-Team bräuchte der Verein keinen Jugendkoordinator und das gesamte „Projekt 2020“ wäre überflüssig. Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder und konkrete Perspektiven. Die können wir bieten. Unsere Patenschaften zwischen Spielern der Ersten und Jugendmannschaften sind ja kein Zufall.

Welche Bedenken gab / gibt es bezüglich des "Projekt 2020" innerhalb des TV Korschenbroich?

Nun ja, es gab und gibt immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten. Fakt ist, dass man es nie allen Recht machen kann. Aber wir werden hier nichts überstürzen, sondern wollen eine langfristige, aber stetige Entwicklung betreiben. Ganz sicher muss aus den Köpfen die Vorstellung, erste Mannschaft und Jugendbereich wären getrennt voneinander zu betrachten.

Welche Chancen siehst du in diesem Projekt?

Ich sehe die Chance, die Handballabteilung des TVK, von der F-Jugend bis zur ersten Mannschaft,langfristig attraktiv zu gestalten und alle Beteiligten an einem Strang ziehen zu lassen.

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