Kai Faltin zum Stand der Dinge beim TVK

Kai FaltinWie zufrieden sind Sie mit dem Saisonstart?

Punktemäßig kann ich damit leben. Nach einem sehr guten Start hatten wir eine Phase, in der wir mehrere Spiele in Folge nicht gewinnen konnten. Ich bin sehr gespannt, ob der jüngste Sieg gegen Gummersbach II nur eine Momentaufnahme war oder ob es jetzt wieder stetig voran geht.

Was waren die Probleme der Mannschaft in der von Ihnen angesprochenen Phase?

Wir haben insgesamt zu viele technische Fehler gemacht und in den entscheidenden Phasen nicht diszipliniert genug gespielt. Außerdem waren Leistungsträger wie Simon Ciupinski und Marcel Görden teilweise angeschlagen. Zudem musste sich die Hierarchie innerhalb der Mannschaft erst festigen.

Kritiker werfen Ihnen vor, der Kader sei zu dünn.

Das stimmt.

Aber?

Wir haben nachgerüstet, indem wir mit Max Sommershof und Thomas Wittig zwei junge Spieler per Doppelspielrecht zu uns geholt habe. Zudem wird Christian Rommelfanger zurückkehren und uns zu mehr Durchschlagskraft im Rückraum verhelfen.

Wie kam es dazu, dass der TVK mit so wenig Personal in die Saison gegangen ist?

Nun, ganz einfach: Auch in der 3. Liga benötigt man das nötige Kleingeld, um Spieler verpflichten zu können. Wir haben in der Vergangenheit immer seriös gearbeitet und unsere Versprechen gegenüber unseren Spielern und sonstigen Mitarbeitern eingehalten. Von dieser Philosophie wollten wir nicht abweichen. Aus sportlichen Gründen war es unabdingbar, einige erfahrene Leute wie Marcel Görden oder Mathias Deppisch im Kader zu haben, um die herum wir junge Talente eingebaut haben.

Jubel

Die Belastung für die Stammspieler ist groß.

Das stimmt, aber unser Trainer Ronny Rogawska steuert die Trainingsbelastung entsprechend. Nochmal: Wir planen wirtschaftlich seriös. Diejenigen, die uns kritisieren, zu wenig Spieler verpflichtet zu haben, sind auch die ersten, die auf andere Vereine zeigen, bei denen finanziell unsauber gearbeitet wird. Schauen Sie nach Schwerin oder in unsere direkte Nachbarschaft, wo Vereine durch wiederholte Insolvenzen in die Schlagzeilen geraten sind.

Wie beurteilen Sie diese kritischen Stimmen?

Das ist eine Art der Scheinheiligkeit, die ich nicht nachvollziehen kann. Wir haben uns in den letzten Jahren bewusst für den seriösen Weg entschieden, dafür auch viel Lob kassiert, während andere, von mir eben erwähnte Vereine, sich doch mehr als fragwürdig präsentiert haben. Wir hatten im Sommer nicht die Mittel zur Verfügung, die uns einen 14er Kader gestattet hätten. Zumal aus unserer eigenen Jugend niemand in Frage kam und auch aus der 2. Herren nicht die personelle Unterstützung kam, wie sie woanders üblich ist.

MantschFür einige Ihrer jungen Spieler bringt das auch Vorteile.

Das sehe ich genauso. Ich nenne Ihnen das Beispiel Michel Mantsch. Ein talentierter Spieler, der Anfragen aus der 2. Liga und von anderen finanzstärkeren Klubs hatte. Er hat sich für uns entschieden und seine Entscheidung mit Sicherheit nicht bereut. Er hat über den TVK eine Ausbildungsstelle erhalten, wird also auch beruflich gefördert. Auf dem Spielfeld hat er uns schon viel Freude bereitet, auch wenn ihm logischerweise noch die Konstanz fehlt. Die Einsatzzeiten, die er bei uns erhält, wären in der 2. Liga utopisch gewesen. Aber auch für andere Spieler wie Philipp Ruch oder Daniel Mestrum gilt: Bei uns dürfen sie Fehler machen, ohne direkt wieder ausgewechselt zu werden. Sie übernehmen auch in kritischen Situationen Verantwortung und werden sich so zwangsläufig weiter entwickeln.

Wie sind die Perspektiven?

Wir befinden uns sicher in einem Art Übergangsjahr. Sportlich gehe ich fest davon aus, dass wir die Klasse frühzeitig halten können. Unsere jungen Spieler haben eine Menge Potential und erhalten bei uns Einsatzzeiten, die ihnen Möglichkeiten der Entwicklung geben. Auch unser familiäres Umfeld und die gute Arbeit von Trainer Ronny Rogawska tragen dazu bei, dass der TVK eine sehr gute Adresse in der 3. Liga ist. Aus sportlicher Sicht ist perspektivisch das Ziel, einen möglichst großen Teil der derzeitigen Mannschaft zu halten und sukzessive mit Talenten aus der Region zu verstärken.

Und außerhalb des Spielfelds?

Um guten Gewissens über eine Rückkehr in die 2. Liga sprechen zu können, müsste der Etat drastisch gesteigert werden. Wie seit Jahren bekannt, ist das ohne entsprechende Spielstätte äußerst schwierig. Darüber hinaus müssen wir dringend unsere internen Strukturen professionalisieren. Hier drückt der Schuh, das gebe ich offen zu. Diesbezüglich haben wir leider nicht von unserer mehrjährigen Zweitligazugehörigkeit profitiert.

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