Nach zwei grundlegend unterschiedlichen Spielhälften entführt der TV Korschenbroich völlig verdient beide Punkte aus der Höhle der Bergischen Löwen. Rund 200 mitgereiste TVK-Fans feierten ihr Team im Anschluss an eine nervenaufreibende Begegnung. Durch den sechsten Sieg im elften Spiel festigt der Zweitligist vom Niederrhein seinen achten Tabellenplatz.
Nicht viel lief in der ersten Halbzeit des TVK-Gastspiels beim Bergischen HC am Sonntagabend zusammen. Die 1.700 Zuschauer in der Solinger Klingenhalle sahen ein völlig leistungsgerechtes 16:9 aus Sicht der Gastgeber. Fast hätte es für den TV Korschenbroich noch düsterer ausgesehen, gelangen in der ersten Viertelstunde der Partie doch gerade einmal zwei Treffer – 8:2 für den BHC hieß es da bereits. Maßgeblichen Anteil an diesem Spielverlauf hatte Jan Stochl. Der Tscheche im Gehäuse der Bergischen machte da weiter, wo sein Landsmann Slaby beim Auswärtsspiel des TVK in Neuhausen vor Wochenfrist aufgehört hatte: Unzählige Glanzparaden, darunter ein parierter Siebenmeter brachten die TVK-Angreifer zur Verzweiflung.
Immerhin gelang es den Gästen, ab der Mitte des ersten Durchgangs gegen den körperlich robusten Aufstiegsaspiranten zumindest mitzuhalten und so ein völliges Abreißen zu verhindern. Doch auch der Halbzeitstand von 16:9 ließ bei den mitgereisten Anhängern nur wenig Hoffnung auf einen erfolgreichen Spielausgang aufkeimen. Zu deutlich war der Spielverlauf und zu überlegen das Team des BHC – so das Resümee nach 30 von insgesamt 60 Handballminuten. Dass eine Partie aber nun mal immer genau jene 60 Minuten dauert, mussten die Bergischen dann in Durchgang zwei erleben.
TVK-Coach Khalid Khan hatte seinen Schützlingen in der Kabine deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich „mit dem, was meine Mannschaft in der ersten Halbzeit gespielt hat, zu keinem einzigen Prozent identifizieren“ konnte. Außerdem gab er seinem Team eine neue taktische Marschroute mit auf den Weg. In Durchgang zwei agierten die Korschenbroicher mit ihrer 4:2-Deckung – und sollte damit den Bergischen HC vor riesige Probleme stellen.Zudem vernagelte Sven Bartmann, der in der 25. Minute für Oliver Mayer ins TVK-Gehäuse kam, förmlich sein Tor. Da war es kaum mehr verwunderlich, dass mit zunehmender Spieldauer – und damit mit schwindendem Vorsprung der Bergischen – die Nervosität bei den Gastgebern offensichtlich wurde. Der sicher geglaubte Sieg geriet mächtig ins Wanken. Mit einer 6:1-Serie startete der TVK in die zweite Halbzeit. 15:17 stand es aus Sicht der Gastgeber nach nur zehn gespielten Minuten. Weitere fünf Zeigerumdrehungen später fiel gar der 19:19 Ausgleich.
Ausgerechnet der Ex-BHC’ler Mathias Fuchs gleich für sein neues Team aus dem Rückraum aus. Und die Freude nach seinem Treffer war Fuchs deutlich anzusehen. Überhaupt waren beim Hand.Ball.Herz. – Team vom Niederrhein reichlich Emotionen im Spiel, schließlich war man wieder in Reichweite gegen ein Team, das für sich das Ziel "Aufstieg" ausgerufen hat.
Alexander Oelze, mit acht Toren bester Schütze seiner Mannschaft, besorgte zwar die erneute 20:19 (49.) Führung für den Bergischen HC, Marcel Görden und David Breuer drehten die Partie dann aber zum 20:21 (51.) endgültig. Kurios die folgenden neun Minuten: Keinem der beiden Teams wollte in dieser Phase in Tor gelingen. Verbissen verteidigte der TVK seinen hauchdünnen Vorsprung, verzweifelt versuchte der BHC, dem Spiel noch einmal eine andere Wendung zu geben. Erst rund 30 Sekunden vor dem Schluss sorgte David Breuer mit dem 22:20 aus Sicht des TVK für die Entscheidung. Lässig spielten die Korschenbroicher die verbliebenen Sekunden von der Uhr und auch der letzte Treffer der Partie zum 21:22 durch Simon Kluge änderte nichts mehr am Resultat.
Aufgrund der bärenstarken zweiten Halbzeit siegte der TV Korschenbroich im wohl bislang kuriosesten Rheinisch-Bergischen Derby. Und ein Blick auf das Ergebnis der zweiten Halbzeit verrät: TVK-Keeper Sven Bartmann musste gerade einmal fünf Bälle in den zweiten 30 Minuten passieren lassen, ganze drei (!) aus dem Feld und zwei vom Siebenmeterpunkt. Diesen fünf Treffern des BHC standen satte dreizehn des TVK gegenüber.