Mit dem heutigen 1. Juli beginnt offiziell die Saison 2010/2011. Dabei geht es für den TV Korschenbroich in der 2. Bundesliga Süd um die Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga. Die Verantwortlichenpräsentieren das neue Konzept des TVK und stellen somit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Bundesliga-Handballs am Niederrhein.
Der Niederrheiner ist gemeinhin bekannt als gesellig, bodenständig und heimatverbunden. Auch der Handball ist hier fest verwurzelt. Seit Jahrzehnten tummeln sich an Deutschland längstem Fluss viele kleine Dorfvereine, mit zum Teil beachtlicher Jugendarbeit. Die Spielstärke der Vereine bewegt sich hauptsächlich auf unter- bis mittelklassigem Niveau. Nur einigen wenigen Mannschaften ist es vorbehalten, in der Oberliga oder Regionalliga anzutreten. Der Ausflug in die Bundesliga war in der Vergangenheit für kaum ein Team eine nachhaltige Erfolgsgeschichte.
Niederrhein mit großem Potential
Der TV Korschenbroich schickt sich an, mit einem durchdachten und umfassenden Konzept diesen Zustand zu ändern. „Wer die Gegend kennt, weiß, dass der Niederrhein unglaubliches Potential bietet. Wir wollen einige Dinge anschieben, als Zweitligist fühlen wir uns auch in der Verantwortung“, so Geschäftsführer Dr. Peter Irmen.
Viele Jahre war auch der TVK in der Regionalliga zuhause, ehe 2008 erstmals der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang. Die abgelaufene Saison wurde mit einem herausragenden neunten Platz abgeschlossen. Und für die nächste Spielzeit peilt man gar die Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga an und würde damit endgültig seinen Platz im „Konzert der Großen“ gefunden haben.
Professionelle Strukturen beim TVK
Wie war das möglich? Z.B. durch die Einführung von professionelle Strukturen, wie das Installieren eines vom Hauptverein losgelösten wirtschaftlichen Trägers, der TVK Handball GmbH & Co.KG. Der ehemalige Dorfverein wandelte sich binnen weniger Jahre zu einem professionellen Unternehmen mit Aufsichtsrat, Marketing-Manager und Presseabteilung. Der Slogan „Hand. Ball. Herz.“ entwickelte sich zu einer echten Marke in der Region am Niederrhein. Kennzeichen ist neben dem begeisternden Handballsport das soziale Engagement, mit dem die Verantwortlichen über den Sport hinaus optimale Außendarstellung erzielten. Zudem machten sich zahlreiche Marketing-Maßnahmen bezahlt. Exemplarisch sei das an 15.000 Haushalte verteilte Magazin „Heimspiel“, die gerelaunchte Internetpräsenz oder der gebrandete TVK-Mannschaftsbus zu nennen
Mittlerweile liegt das Budget bei rund 500.000 Euro – die Lizenz für die kommende Saison wurde dabei ohne Auflagen erteilt. All diese Erfolge wurden erzielt, obwohl die Heimspielstätte das große Sorgenkind ist. Die Korschenbroicher Waldsporthalle stößt in vielerlei Hinsicht an ihre Grenzen. Beträgt der Schnitt ligaweit rund 1.100 Zuschauer, finden in der Waldsporthalle offiziell gerade einmal 599 Zuschauer Einlass. „Unsere Zuschauereinnahmen sind so gut wie ausgereizt, aber auch in puncto Infrastruktur und Werbemöglichkeiten stoßen wir an unsere Grenzen“, stellt Dr. Irmen fest. Von Business-Sitzen oder gar Logen kann man nur träumen, obwohl diesbezüglich durchaus Begehrlichkeiten vorhanden sind.
Neue Pilgerstätte für handballverrückten Niederrhein
Wie kann es weiter gehen? Sportlich ist man sich einig: Die ab 2011/2012 eingeführte eingleisige 2. Liga ist das erklärte Ziel. Doch um dort mittelfristig bestehen oder sogar höhere Sphären betreten zu können, muss eine neue Spielstätte thematisiert werden. Der potentielle neue Spielort soll zur Pilgerstätte der vielen handballbegeisterten Menschen am Niederrhein werden. „Wir führen bereits viele interessante Gespräche im Hintergrund. Es zeigen sich unterschiedliche Möglichkeiten auf“, verrät Heijo Hauser, Aufsichtsratsvorsitzender des TVK.
Fest steht, dass in der kommenden Saison die Lokalduelle gegen den OSC Rheinhausen (18.09.2010) und den Bergischen HC (09.04.2011) bereits nicht mehr in der Waldsporthalle in Korschenbroich, sondern in der Krefelder Glockenspitzhalle ausgetragen werden.
Die entspricht zwar nicht unbedingt hochmodernstem Standard, bietet aber von Infrastruktur und vor allem vom Fassungsvermögen genau das, was einem Zuschauermagneten wie dem TVK gerecht wird. Und in der Glockenspitzhalle haben die Korschenbroicher bereits gute Erfahrungen gemacht: 2007 gegen den THW Kiel waren die 3000 Plätze binnen weniger Stunden ausverkauft, auch der unfreiwillige Ausflug in Regionalligazeiten (die Waldsporthalle hatte einen Wasserschaden) bescherte Zuschauerzahlen im vierstelligen Bereich.
„Wir sind froh, zumindest zwei Mal vor so vielen Zuschauern im Zentrum des Niederrheins spielen zu können. Das werden sicher zwei herausragende Events. Aber die Glockenspitzhalle kann nur eine Übergangslösung sein“, so Hauser.
Die junge Erfolgsgeschichte des TVK hat natürlich Begehrlichkeiten geweckt. Die Gründe liegen auf der Hand: Die erfolgreiche Handball-Mannschaft mit ihrem Hand.Ball.Herz Slogan erreicht viele Menschen und die handballverrückte Region am Niederrhein lechzt geradezu nach einem Zugpferd. Viele der bestehenden, aber auch potentielle neue Sponsoren zeigen bereits großes Interesse an einer Öffnung hin zum Niederrhein. „Die Borussia ist die Elf vom Niederrhein, wir wollen das gleiche für den Handball schaffen“, formuliert Heijo Hauser das ehrgeizige Ziel.
Der TVK möchte erreichen, dass die Städte und Gemeinden, aber auch die vielen Vereine der Region dieses spannende Projekt begleiten. „Wir haben bereits viele Anfragen umliegender Vereine, die mit uns kooperieren wollen. Das zeigt: Unsere Konzept trägt bereits Früchte, obwohl wir erst jetzt damit an die Öffentlichkeit gehen“, stellt Dr. Irmen fest.
Die Bündelung der Ressourcen in vielfältiger Hinsicht ist nur eine von zahlreichen Ideen. Öffentlichkeitswirksame Kampagnen werden das Projekt „Handball-Bundesliga am Niederrhein: Das Hand. Ball. Herz. Team vom TVK“ begleiten. Niederrhein wir kommen!